Ein Verkehrsbau im Dornröschenschlaf
Die Salzkammergutbahn wurde in den 1870er Jahren wegen der günstigeren Geländeverhältnisse am Ostufer des Hallstättersees im Gemeindegebiet von Obertraun errichtet. Die Verbindung nach Hallstatt, das am anderen Ufer liegt, erfolgt mit einen Fährschiff, das zwischen der Bahnhaltestelle und dem Markt Hallstatt verkehrt.
In ihrer an das Gelände angepassten Höhenentwicklung rezipiert die architektonische Gestaltung der ÖBB Haltestelle die bauliche Struktur der Welterbestätte Hallstatt. Die Planung erfolgte in den Jahren 1958/59 von dem Architekten Dipl.-Ing. Johann Czihal, der von 1951 – 1976 bei den Österreichischen Bundesbahnen beschäftigt war. Viele Jahre seiner Karriere war er im Hochbau der Bundesbahndirektion Linz tätig, wo er
u.a. die Funktion eines Sachwalters für Hochbau bekleidete. Seine Laufbahn beschloss er in der Baudirektion der Generaldirektion in Wien.
Das Haltestellengebäude Hallstatt wurde Anfang der 1960 Jahre in großzügiger Form, mit Wartesaal, Buffet, WC-Anlage und Fahrkartenschalter errichtet. Wenige Jahre später verlor der Bahnverkehr durch die Errichtung des Hallstätter Straßentunnels massiv an Bedeutung und die Haltestelle Hallstatt fiel in einen "Dornröschenschlaf". Zur Zeit ist nur der Vorraum des nunmehr geschlossenen Fahrkartenschalters als Warteraum für etwa 10 Personen zugänglich. Alle übrigen Bereiche der ÖBB-Haltestelle sind abgesperrt. Das Haltestellengebäude ist weitgehend bis in die Ausstattungsdetails im Originalzustand erhalten geblieben und kann durch eine behutsame Restaurierung revitalisiert werden.
Viele Besucher_innen von Hallstatt reisen per Bahn und in weiterer Folge mit dem Schiff in den UNESCO-Welterbe Ort. Damit ist auch in Zukunft der Fortbestand der guten öffentlichen Verkehrserschließung des Haltestellengebäudes Hallstatt gesichert.
Der Geländeschnitt zeigt im Vordergrund (strichliert) den Schalterbereich auf Bahnsteighöhe und darüber den über Stiegen erreichbare Wartehalle mit Nebenräumen.
Im Detailschnitt durch die Wartehalle wird die interessante Dachlösung mit einem Höhensprung im Firstbereich lesbar, die über das gekrümmte Oberlichtband eine zusätzliche Tageslichtführung ermöglicht.
Augenfällig ist im Grundriss der ÖBB Haltestelle Hallstatt die gekrümmte Linienführung, die sich einer Kurve der Bahnstrecke anpasst. Aus diesem Entwurfsansatz ergibt sich in Verbindung mit der Höhenentwicklung eine spannende und einzigartige Raumfolge. Die Ausstattung und die architektonischen Details sind weitgehend original aus den frühen 1960er Jahren erhalten geblieben.
Die zentrale Wartehalle ist hervorragend für Ausstellungen geeignet und wurde auch schon entsprechend genutzt.