Salinenspital Lahn

Ehemaliges, Salinenspital, Salinenverewaltung, Welterbe Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut, World Heritage, UNESCO Weltkulturerbe,

Altenfürsorge ab der frühen Neuzeit

 

Der Begriff "Spital" bezeichnete vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert eine Versorgungsanstalt, in der die armen, nicht mehr arbeitsfähigen Berg- und Pfannhausarbeiter sowie deren hilfsbedürftigen Witwen und Waisen untergebracht und versorgt wurden.[1] Die wirtschaftliche Grundlage, welche die Errichtung und den Betrieb dieser Sozialeinrichtung ermöglichte, bildeten Stiftungen, die vom Landesherrn und von "annder frumb leutt " dotiert wurden. [2] Aber auch die Insassen, die "Pfründner", waren, soweit es ihnen noch möglich war, zum Spinnen und Stricken,[3] jedenfalls aber zum täglichen Gottesdienstbesuch und zum Gebet für ihre Wohltäter verpflichtet.

 

Maximilian I. hatte in Hallstatt ein Spital erbauen lassen,[4] das ursprünglich "ausser des Marckt gerichts auf Wildensteinerischen Grund" gelegen war.[5] Im Jahr 1539 stand "ain news auferbawtes hawß" aus "starckhen gmeur" kurz vor der Fertigstellung. Dessen genaue Lage an der südlichen Seite des Marktplatzes ist durch Bildquellen und deren Beschriftung abgesichert. Dieses Gebäude fiel Marktbrand von 1750, der in dessen unmittelbarer Nähe ausgebrochen war, zum Opfer.[6] Seine starken Grundmauern sind in die bauliche Substanz der Häuser Marktplatz 58 und 59 eingegangen.[7]

 

Beim Wiederaufbau von Hallstatt nach 1750 hatten die unmittelbar für die Salzproduktion erforderlichen Anlagen, die nun im Ortsteil Lahn errichtet wurden, Priorität. Ein erstes, großzügig angelegtes, aber nicht realisiertes Spitals-Projekt am Kalvarienberg für die obdachlos gewordenen Salienpfründner wurde erst 1768, 18 Jahre nach dem Brand, planlich dargestellt.[8] Der letztlich 1770 begonnene und 1772 fertiggestellte eingeschoßige Neubau des Spitals, wurde, so wie auch der gesamte Salzsud- und Verwaltungsbetrieb, im Ortsteil Lahn errichtet.[9] 1774 wurde an die Südfassade als Erweiterung der Spitalskapelle eine Apsis angebaut und auf dem First ein hölzerner Glockenturm aufgesetzt.[10] 1949 wurde das Salinenspital aufgelassen, aufgestockt und zu einem Verwaltungsgebäude umgenutzt.[11]

 

Es ist bemerkenswert, wie gut dieser Umbau unter den schwierigen Rahmenbedingungen unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg gelungen ist. Der spätbarocke Spitalgrundriss rezipiert eine Schlossstruktur mit einem südlich gelegenem Corps de logis und zwei Seitenflügeln, die gemeinsam einen nach Norden offenen Ehrenhof bilden. Die Erhöhung um ein Geschoß und die Wiederverwendung des historischen Dachstuhls samt Glockenturm verleihen dem Objekt jenes repräsentative Gepräge, das für ein staatliches Verwaltungsgebäude angemessen war. Die hochwertigen Terrazzoböden der Erschließungsbereiche aus dieser Zeit sind noch erhalten.



[1] Schraml, Carl, Die Entwicklung des oberösterreichischen Salzbergbaues, in: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines, 83. Jg., (1930), S. 153 - 242, S. 223.

[2] Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Obderensisches Salzkammer Gut, Fonds 6, Salinen zu Hallstatt, rote Nummer 47, Handschriften aus den Jahren 1494 - 1710, fol.57r und Hofkammerarchiv Wien, Gmundner Documente, Stiftbrief 1553, Sig. 201, ebenda Stiftbrief 1794, Sig. 153.

[3] Schraml, Carl, Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen, Wien 1934, S. 510.

[4] Schraml, Carl, Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Wien 1932, S.462.

[5] Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Gmundner Bancale, rote Nummer 1021, alte Nummer 10469, Faszikel Nummer 18 A, 1566 ff.

[6] Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Commissions Relation dieses hochen Mittels Hoff Raths Hr. v. Quiex die zu Haalstatt abgebrunnenen Sallz Pfannen betr. sambt Beÿlagen, Altes Bancale, rote Nummer 286, alte Aufstellungsnummer 9693, Januar 1751, fol. 66.

[7] Idam, Friedrich, Gelenkte Entwicklung, Industriearchäologie in Hallstatt, Industrielle Muster unter der alpinen Idylle, Dissertation, Hallstatt-Wien 2003, S. 121f.

[8] Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Karten und Plänesammlung, Sig. Rb 530/1, Rb 530/3 u. Rb 530/4.

[9] Schraml, Carl, Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen, Wien 1934, S. 102 u. 509f,

[10] Finanz- und Hofkammerarchiv Wien, Karten und Plänesammlung, Sig. Rb 530/5 u. Rb 530/6.

[11] Urstöger, Hans Jörgen, Hallstatt Chronik, Hallstatt 1994, S.457.

 

Salinenspital, Verwaltungsgebäude, Salzbergbau, Welterbe Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut, World Heritage, UNESCO Weltkulturerbe,
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