Löcker - Brunnen

Löcker, Brunnen, Hallstatt, Welterbe, Baderplatz

Löckerbrunnen

Die Brunnenanlage ist an der Kreuzung der Seestraße mit dem Badergraben schräg nach Nordosten, diagonal zum Baderplatz hin ausgerichtet. Der Brunnentrog aus rotem Buntkalkstein steht vor einer hohen, verputzten Wandscheibe, die auf einem Sockel aus steinsichtigen Quadermauerwerk ruht und von einem getreppten und auskragend profilierten Giebel abgeschlossen wird. Das Gesimse zwischen dem Sockelmauerwerk und der Putzfläche ist in Zementmörtel putzsichtig ausgeführt. In die Prospektwand sind zwei Schrifttafeln und eine Wappentafel eingelassen, die unter der dominanten Helmzier eines Pfauenstoßes das österreichische Fünfadlerwappen und den Bindenschild zeigt. Das Wasser fließt durch einen elegant geformten Auslauf aus Bronze in den Brunnentrog, an dessen oberen Rand zwei schmiedeeiserne Spangen zum Aufstellen von Kübeln eingebleit sind. Der Brunnentrog besitzt eine auffällige, organische Form, die im Grundriss ein Dreiblatt aus abwechselnd konvexen und konkaven Bogenstücken bildet. In der Ansicht verjüngt sich diese Form in Wiederholung desselben Wechselspiels zu einem schlanken Sockel, der die Grundrissform des Troges rezipiert.
Die Brunnenanlage ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach dem Abbruch des in unmittelbarer Nähe befindlichen Hoftors errichtet worden. Dieses Tor schloss mit seinen Flügelmauern den Hofbereich des 1750 abgebrannten Hofschreiberamts nach Süden hin ab. Die Wappentafel und die Schrifttafel aus dem 15. Jahrhundert waren, wie auf einem Aquarell aus den Beständen des Hallstätter Museums deutlich zu erkennen ist, im Attikabereich des abgekommenen Hoftors eingelassen und fanden in der Prospektwand des Löckerbrunnens eine Zweitverwendungen. Die Herkunft und der ursprüngliche Standort des Brunnentrogs sind unbekannt. Auch die Datierung des Brunnentrogs ist schwierig, da Vergleichsbeispiele fehlen und rein formal eine Entstehungszeit von der Spätgotik bis ins Barock möglich wäre. Der bronzene Wasserauslauf ist ein Entwurf von Clemens Holzmeister, der in den frühen 1960er Jahren als Ortsplaner von Hallstatt tätig war.
Der Brunnen ist nach der Familie Löcker benannt, aus der vom 18. bis ins 20. Jahrhundert in Hallstatt Bader und „Chyrurgii“ entstammten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte die Familie Löcker im Haus Markt Hallstatt Nr. 57, das am Oberen Marktplatz steht und den Beginn des Badergrabens markiert. Im 19. Jahrhundert übersiedelten die Bader in das Haus Nr. 107 am Baderplatz, dem unteren Ende des Badergrabens im Bereich der Kreuzung Seestraße - Wolfengasse – Badergraben.  


Wappen

Das zentrale Bildmotiv der symmetrisch gestalteten, hochrechteckigen Flachrelieftafel aus rotem Adneter Buntkalkstein bildet ein bekrönter, frontal ausgerichteter Gitterhelm mit flatternder Helmdecke, dessen Helmzier, ein Pfauenstoß, die obere Bildhälfte einnimmt. Die beiden Halbrundschilde unterhalb des Helms sind schräg gestellt und weisen in die Richtung der unteren Bildecken. In dem, heraldisch gesprochen, linksstehenden Bindenschild, ist der Balken, die "Binde", mit weißem Steinmaterial eingelassen, so dass das Farbbild der Steine die heraldischen Tinkturen Rot-weiß-rot widerspiegelt. Dieser Bindenschild, der auch heute noch im Zentrum des Staatswappens von Österreich steht, war ursprünglich das Hauswappen der Babenberger. Seit 1230, mit dem Regierungsantritt von Herzog Friedrich II, des letzten Herrschers aus diesem Hause, wurde der Bindenschild an Stelle des Reichsadlers zum Landeswappen. Einen solchen Wechsel vom Reichsadlerwappen zu einem auf das Land allein beschränken Symbol können wir gleichzeitig auch bei anderen deutschen Fürstentümern beobachten; diese Entwicklung der Landeswappen ist wohl als ein Ausfluss der immer mehr gegenüber dem Reich verselbständigten Landeshoheit der deutschen Fürstentümer anzusehen.  
Das heraldisch gesprochen, rechtsstehende Fünfadlerwappen ist eine Schöpfung aus der Regierungszeit Herzog Rudolf IV (1358 bis 1365)  und wurde zum neuen Landeswappen. Im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts wandelte sich die Bedeutung der Wappen erneut. Das Fünfadlerwappen, manchmal auch als "Lerchenschild" bezeichnet, verblieb dem "alten" Österreich, dem heutigen Niederösterreich und wurde damit zum Regionalsymbol. Das ursprünglich babenbergische Familienwappen, der Bindenschild, wurde zum Wappen für das "neue" Österreich, das vereinte heutige Nieder- und Oberösterreich um den weiteren Verlauf der Geschichte zum gesamtösterreichischen Wappen. In der Zürcher Wappenrolle (1340) ist festgehalten, dass bereits das babenbergische Österreich den Bindenschild unter dem Pfauenstoß führte. Diese Helmzier aus Pfauenfedern findet sich bereits auch bei den frühesten habsburgischen Hauswappen.
Das Wappenrelief über dem Löckerbrunnen ist demnach eindeutig als Herrschaftszeichen der Habsburger anzusehen, die im Salzkammergut über Jahrhunderte sowohl die Landesherrschaft als auch die Grundherrschaft innehatten.
Die formale Ähnlichkeit mit der Bindenschild-Darstellung an der Wappenwand der Georgskirche in Wiener Neustadt (1453)  in der Gestaltung, von der Schildform bis zum Rankenwerk, weist auf eine Entstehung im 15. Jahrhundert.


Inschrift 15. Jahrhundert

In die hochrechteckige Schrifttafel aus graurotem Adneter Schnöll ist eine Inschrift aus Groß und Kleinbuchstaben aus der Fraktur in deutscher Sprache eingekerbt. Die Inschrift ist, vor allem im Bereich der von rechts oben nach links unten verlaufenden grauen, mit Tonmineralien angereicherten Zone bereits so stark verwittert, dass der Text nur noch bruchstückhaft erhalten geblieben ist. Im Zuge einer Restaurierung konnten 2023 Reste einer Fassung der Buchstaben in Schwarz und Braun ausfindig gemacht werden. Die Inschrift ist, vor allem im Bereich der von rechts oben nach links unten verlaufenden grauen, mit Tonmineralien angereicherten Zone bereits so stark verwittert, dass der Text nur noch bruchstückhaft erhalten geblieben ist. Dem Ischler Salinenarchivar Thomas Nussbaumer verdanke ich den wertvollen Hinweis, dass auf Grundlage von 5 Quellen aus dem 19. Jahrhundert und einer Quelle von 1905 der Text jedoch sicher rekonstruiert werden kann.

Als man tzalt von cristi geburt
mo cccco  und in dem neun und fünfzi
gisten Jar am freitag vor simonis et
Jude ist der durchlauchtig hochge
borne fürst Herr Herr Albrecht
Ertzherzog in Oesterreich hie
an der Hallstat auf dem
Berg und zu hindrist neben in aln
Gangen in der Salzgrub gewesn.

Mit "Herr Herr Albrecht Ertzherzog in Oesterreich" ist Albrecht VI (1418-1463) gemeint und der "freitag vor simonis et Jude" im "mo cccco und in dem neun und fünfzigisten Jar" kann auf den 22. Oktober 1459 rückgerechnet werden.


Inschrift 2. H. 19.Jh.

In die querrechteckige Schrifttafel aus einer hellen Kalkbrekzie ist eine Inschrift aus Großbuchstaben aus der Kapitalis in lateinischer Sprache eingekerbt, wobei jene Buchstaben, die auch eine Bedeutung als römische Ziffern besitzen zum Teil mit roter Farbe hervorgehoben sind, während die übrigen Buchstaben schwarz ausgemalt sind. Die Tafel stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist links unten mit IOS. BLEC"G. signiert.


FRANCISCVS IOSEFVS LATOVE ELISABETH
DIE DESPONSATIONIS XIX. AVGVSTI
EX ISCHL VISITAVERVNT
PIE SALVTATI GRATVLATIONIBVS
EPISCOPI LINCENSIS
IOS. BLEC"G.


Inschrift 2. H. 20 Jh.

Die Inschrift ist in eine kleine Tafel aus gelb eloxiertem in lateinischen Groß- und Kleinbuchstaben aus der Antiqua eingefräst und mit schwarzer Farbe ausgefüllt. Als Entstehungszeit ist das späte 20. Jh. wahrscheinlich.

FRANCISCVS IOSEFVS LATOVE ELISABETH
DIE DESPONSATIONIS XIX. AVGVSTI
EX ISCHL VISITAVERVNT
PIE SALVTATI GRATVLATIONIBVS
EPISCOPI LINCENSIS
IOS. BLEC"G.

Franz Josef und Elisabeth besuchten am
19. August, am Tag der Verlobung*) von
Ischl aus Hallstatt und wurden begrüßt
mit den Glückwünschen des Bischofs von Linz.
*) 1853

 

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